Generationen­­wechsel im Kiosk: Wie eine Nachfolge reibungslos abläuft

Wenn die Begriffe Generationenwechsel und Nachfolge fallen, denkt man automatisch an große und traditionsreiche Familienunternehmen. Aber auch Kioske zum Beispiel betrifft dieses Phänomen. Denn jeder Kioskbesitzer muss sich früher oder später Gedanken darüber machen, wer in seine Fußstapfen treten wird. Soll es sich beim Nachfolger um ein Familienmitglied oder einen externen Interessenten handeln?

Am liebsten übergeben erfahrene Besitzer ihren Kiosk an junge Menschen, die sie gut kennen und denen sie vertrauen. Selbstverständlich schmälert das die Auswahl und begrenzt diese oft auf den Kreis der Familie und unmittelbaren Verwandtschaft – natürlich gibt es Ausnahmen.

Im Folgenden zeigen wir dir zwei Beispiele für den Generationenwechsel in einem Kiosk und geben dir ein paar Tipps an die Hand, wie du als erfahrener Kioskbesitzer oder als junger Nachfolger für einen erfolgreichen Wechsel sorgen kannst.

 

Wie Generationenwechsel in Kiosken umgesetzt werden

Bei der Nachfolge muss es sich nicht immer um ein Familienmitglied handeln. Der Wechsel zwischen Generationen findet statt, wenn ein erfahrener Besitzer zurücktritt und ein junger Mensch Kiosk und Tätigkeit übernimmt. Es ist aber nicht selten, dass es sich bei diesen Wechseln vor allem um ein familieninternes Ereignis handelt.

Die folgenden beiden Geschichten greifen die beiden genannten Wechsel auf und zeigen dir, wie dieser einfach umgesetzt werden kann.

Generationenwechsel: Bewährtes mit Sorgfalt weiterführen

Wer seinen Kiosk mit viel Herzblut führt und sich dadurch viele Stammgäste erarbeitet hat, dem fällt es schwer, seine Tätigkeit und den aufgebauten Betrieb loszulassen. Umso schöner ist es, wenn solche Traditionsbetriebe innerhalb einer Familie bleiben können. So verhielt es sich beim Ufschötti Kiosk  in Luzern, den der Neffe des Besitzers nach 14 Jahren Kioskbetrieb übernahm. Der Grund für die Entscheidung von Seppi Moser? Die vielen Jahre, die Moser mit Herzblut in seinen Kiosk und andere Unternehmungen steckte, machten sich gesundheitlich bei ihm bemerkbar. Nach seinem 60. Geburtstag etwas kürzer zu treten, schien für den Besitzer der beste Entschluss zu sein. Umso mehr freute sich Seppi Moser darüber, dass sein Neffe den Betrieb übernahm.

Um den Wechsel so reibungslos und einfach wie möglich zu gestalten, ist eine Übergangszeit mehr als sinnvoll. So kann der Nachfolger im Vorfeld nicht nur alle Arbeiten, die im und um einen Kiosk anfallen, kennenlernen, sondern auch den Großteil der Stammgäste. Der neue Besitzer des Ufschötti Kiosks, der zuvor im Geschäft seiner Eltern Erfahrungen sammeln konnte, arbeitete zwei Monate gemeinsam mit dem Vorbesitzer im Laden. Seppi Moser brachte seinem Neffen alle wichtigen Arbeiten und Kniffe rund um den Betrieb bei. Auch die Stammgäste stellte ihm Moser während dieser Zeit vor.

Der Vorteil, wenn der Kiosk innerhalb einer Familie den Besitzer wechselt: Werte und Verhaltensweisen werden oft von der jungen Generation übernommen, verbessert, mit neuen Ideen verknüpft und in das Unternehmen eingebracht. Dem Neffen des Besitzers war es wichtig, Bewährtes nicht abzuschaffen, sondern mit Sorgfalt weiterzuführen. Eine Entscheidung, die die Stammgäste zu schätzen wissen – nicht nur weil der Besuch zur Gewohnheit, sondern auch, weil der Kiosk in all den Jahren zu einem wichtigen sozialen Raum für viel Stammgäste geworden ist.

Seppi Moser fiel die Übergabe nicht leicht – mit etwas Wehmut blickt auch er zurück. Doch er ist sehr glücklich und zufrieden, dass der Kiosk in der Familie bleibt und in seinem Sinne weitergeführt wird. Er lässt es sich aber nicht nehmen, ab und zu beim Kioskbetrieb im Hintergrund mitzuwirken.

 

Nachbarschaftstreff: Besitzerwechsel wird vollzogen, der freundliche Service bleibt

Ein Generationenwechsel in einem Kiosk kann ebenso außerhalb der Familie stattfinden. Wie zuvor wechselt der Kiosk von einem erfahrenem zu einem jüngeren Besitzer. Der Unterschied: Der Nachfolger ist nicht mit dem ehemaligen Besitzer verwandt.

Wenn es sich um ein beliebtes Geschäft handelt, wie beispielsweise der „Cronenberger Lottoshop“, kann die Befürchtung bei der treuen Kundschaft entstehen, dass sich das Angebot oder vielleicht der Service durch solch einen Wechsel verändert. Doch ehemalige Besitzerin und neuer Besitzer arbeiteten eng zusammen, um den Übergang auch für die Kunden so angenehm wie möglich zu gestalten.

Eine Maßnahme, die dazu gehörte, war die Übernahme einer Mitarbeiterin, die bereits viele Jahre für die Kioskbesitzerin – Susanne Weber – arbeitete. Damit wurde das klare Zeichen gesetzt, dass der freundliche Service sowie das bewährte Angebot weiterhin bestehen bleiben. Auf diese Weise hatten die Stammgäste während der Übergangsphase ein bekanntes Gesicht vor Augen, sobald sie den Kiosk betraten. Susanne Weber konnte dem Ruhestand entspannter entgegensehen, denn treue Kunden schenkten auch dem neuen Besitzer, Pavlos Efthimiadis, schnell Vertrauen.

Eine weitere Maßnahme, die von den Kunden positiv aufgenommen und begrüßt wurde, war die Erweiterung des Sortiments und die Verlängerung der Ladenzeiten. Der Cronenberger Lottoshop bleibt damit ein beliebter Nachbarschaftstreff in Cronenberg.

 

Herausforderungen bei Generationenwechsel und Nachfolge

Es ist immer erfreulich, wenn der Wechsel von einem Besitzer zum nächsten erfolgreich und reibungslos verläuft. Doch so einfach, wie es die beiden zuvor genannten Beispiele zeigen, gestaltet sich die Nachfolge manchmal nicht.

Wenn du derzeit einen Kiosk im Rahmen eines Generationswechsels übernimmst, kannst du unter Umständen auf die folgenden Herausforderungen stoßen:

  • Die Übergabe muss gut vorbereitet werden. Bei einem Kiosk handelt es sich um ein erfolgreich und liebevoll geführtes Kleinunternehmen. Übe dich in Geduld, denn der Besitzer bereitet viele wichtige Dokumente für dich vor. Außerdem will er sichergehen, dass sein unternehmerisches Lebenswerk von dir erfolgreich weitergeführt wird.
  • Während und nach der Übergabe ist der vorherige Besitzer oft noch im Hintergrund aktiv und übt damit einen Einfluss auf deine Tätigkeiten aus. Nutze diese Möglichkeit, lasse dich in alle Vorgänge einweihen.
  • Unterschätze nicht die emotionale Komponente – auch nicht, wenn das Geschäft innerhalb der Familie den Besitzer wechselt. Denn der Gründergeneration fällt es schwer, das Geschäft anderen zu überlassen. Eine Phase, bei der beide Parteien eine Weile zusammenarbeiten, kann für alle Beteiligten von Vorteil sein.

Wer Geduld beweist und an die emotionalen Stolpersteine denkt, muss sich um den Generationenwechsel keine Sorgen machen.

Es gibt aber auch eine Reihe von geschäftlichen Aspekten, die du bei einer Übergabe nicht vergessen solltest:

  • Wurde bereits ein Termin für die Übernahme vereinbart?
  • Gibt es einen Zeitplan, der alle wichtigen Übergabeschritte berücksichtigt?
  • Ist ein Businessplan mit Fortführungskonzept, an dem du dich orientieren kannst, vorhanden?
  • Einarbeitung, Vorstellung bei Lieferanten und Stammkunden – ist der kontinuierliche Übergang gewährleistet?
  • Arbeitet der ehemalige Besitzer nach der Übernahme weiterhin bei dir als Arbeitskraft mit oder steht dieser dir vielleicht mit Rat zur Seite? Habt ihr für die Zusammenarbeit Zuständigkeiten definiert?
  • Wurde die Buchhaltung des Kiosks von dir überprüft?
  • Wie sieht es mit der Wirtschaftlichkeit des Kiosks aus? Ergeben sich aufgrund der vorliegenden Unterlagen offene Fragen, die du mit dem Besitzer klären willst?
  • Gibt es weitere Prozesse, die du für den erfolgreichen Kioskbetrieb kennen solltest?

Natürlich gibt es viele weitere Fragen. Vom Besitzer erhältst du auch über die Unternehmensbewertung, die Lieferanten, die Geschäftsausstattung, die Rechte und Steuern wichtige Informationen. Die Checklisten für Nachfolger und Übergeber von der Industrie- und Handelskammer Bayern nennen dir viele weitere Aspekte, die beide Parteien miteinander besprechen sollten.

 

Tipps: So gestaltest du den Ablauf der Nachfolge reibungslos

Was können beide Parteien noch tun, um den Generationenwechsel und die damit verbundene Nachfolge so reibungslos wie möglich zu gestalten?

Hinweise für erfahrene Kioskbesitzer, die ihr Geschäft übergeben:

  • Unternehmerisches Geschick – ein Gespür für Menschen, Verkaufstalent, Empathie, ein Händchen für Zahlen, Verhandlungsgeschick, Ausdauer für lange Arbeitstage – bringt das junge Familienmitglied all diese Aspekte mit? Falls nicht, sollte vielleicht eine familienexterne Nachfolge in Erwägung gezogen werden.
  • Irgendwann müssen erfahrene Kioskbesitzer loslassen – vor allem dann, wenn der Wechsel eigentlich schon stattgefunden hat.
  • Es gilt, die Weichen für viele unterschiedliche Dinge zu stellen. Als Kioskbesitzer hat man vielleicht nicht viele Mitarbeiter. Doch Lieferanten und Stammkunden wollen auf eine Nachfolge gut eingestimmt werden. Lieferanten stellen sich auf neue Bestellwünsche und eine neue Person ein, mit der sie Geschäfte machen können. Stammkunden sind Gewohnheitstiere und müssen das neue Gesicht erst einmal kennenlernen. Für den Notfall sollten Pläne bereit liegen, die die Übergabe im Fall einer Krankheit oder eines Unfalls regeln.
  • Damit das Tagesgeschäft im Kiosk unter den bevorstehenden Änderungen nicht leidet, können Regeln und ein Zeitplan für den Wechsel festgehalten werden. So wissen die Beteiligten, was zu tun ist, Missverständnisse werden vermieden und der Kiosk kann problemlos weiterlaufen.

Hinweise für junge Menschen, die eine Nachfolge antreten:

  • Kioskbesitzer – oder Unternehmer – gehen völlig in ihrer Unternehmung auf. Als Nachfolge sollte man sich die Frage stellen, ob man wirklich Unternehmer werden will. Verfügt man über die benötigten Fähigkeiten? Kann man mit emotionalen Generationskonflikten langfristig umgehen?
  • Über wie viel Erfahrung verfügt man als Unternehmer? Zu Beginn des eigenen Berufslebens kann es hilfreich sein, Erfahrungen außerhalb der familiären Unternehmerblase zu sammeln. So werden neue Fähigkeiten erlernt, Kompetenzen gestärkt und die Augen für neue Ideen und Möglichkeiten geöffnet.
  • Damit der Generationenwechsel erfolgreich umgesetzt werden kann, sollten die Verhältnisse zwischen den Familienmitgliedern geklärt werden, bevor die junge Generation den Kiosk übernimmt. So können alle Beteiligten familieninternen Konflikten von Anfang an aus dem Weg gehen.
  • Den Stammgästen zuhören, um zu verstehen, was für sie den Charme und Reiz des jeweiligen Kioskes ausmacht, ist entscheidend. Altbewährte und gewachsene Traditionen zu erhalten, ist nicht nur kurzfristig von wirtschaftlichem Vorteil. Perspektivisch ist ein empathisches Einstellen auf die Gäste auch ein wichtiger Überlebensfaktor für jeden Kiosk.

Du siehst, es gibt für beide Seiten einiges zu beachten. Nur wenn Jung und Alt an einem Strang ziehen, verläuft der Generationenwechsel im Kiosk reibungslos.

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